KJF und „Radio sag' was!“ erhalten den Sozialpreis 2012 der Bayerischen Landesstiftung - St. Hildegard
Eine besondere Auszeichnung für eine außergewöhnliche Initiative
Regensburg/ München, 7.12.2012 – Die Bayerische Landesstiftung hat heute in einer Feierstunde zu ihrem 40-jährigen Jubiläum hervorragende Leistungen auf kulturellem und sozialem Gebiet sowie im Umweltschutz gewürdigt, die einen engen Bezug zu Bayern haben. Auf Vorschlag des Behindertenbeauftragten des Landkreises Kelheim, Edmund Klingshirn, und nach Prüfung durch den zuständigen Auswahlausschuss hat der Stiftungsrat dem Projekt „Radio sag' was! - Menschen mit Behinderung machen Radio" den Sozialpreis 2012, dotiert mit 10.000 Euro, zuerkannt. Staatsminister Dr. Markus Söder, stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrates, zeichnete insgesamt zwölf Preisträger in der Bayerischen Staatskanzlei aus: „Sie alle sind ein Vorbild für andere. Bitte machen Sie weiter in Ihrem Engagement."
„Der Preis ist in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes: Er steht für die Begeisterung, den Mut und das „Über-Sich-Selbst-Hinauswachsen der Radiomacher. Er zeigt, wie Inklusion leicht und ohne großes Aufheben gelingen kann. Das ist wirklich ein schöner Höhepunkt zum Ende des Jahres", freute sich Michael Eibl, Direktor der KJF, über die hohe Auszeichnung.
Radioteam aus den Wohngemeinschaften St. Benedikt der KJF in Mitterteich
machte den Anfang
Am Anfang stand die Beobachtung, dass sich Menschen mit einer so genannten geistigen Behinderung in vertrauter Umgebung durchaus zu Themen aus Politik, Kultur, Sport oder gesellschaftlichem Leben äußern. Sie sagen klar ihre Meinung, beziehen Stellung und machen deutlich, dass es ihnen wichtig ist, am gesellschaftlichen Leben „Teil zu haben". Außerhalb der gewohnten Umgebung finden sie kaum „Gehör" – Möglichkeiten, sich zu äußern, gehört zu werden. Daraus entstand bei der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. die Projektidee, die Sicht auf die Welt von Menschen mit geistiger Behinderung und das, was sie beschäftigt, über das Medium Radio hörbar zu machen: selbst erstellte Radiobeiträge, die über geeignete Rundfunkstationen ihre Hörerschaft erreichen.
Im Januar 2011 startete das erste Radioteam – bestehend aus fünf Personen mit geistiger Behinderung von den Wohngemeinschaften St. Benedikt der Katholischen Jugendfürsorge in Mitterteich – unterstützt durch zwei Pädagoginnen sowie einen Journalisten und Hörfunkprofi. In Schulungen lernten die Radio-Pioniere die Grundsätze des Radio-Journalismus kennen, wie man Aufnahmegerät und Headset handhabt oder mit dem Schnittprogramm am PC arbeitet.
Der Bitte um ein Interview kommt jeder gerne nach, so zum Beispiel die bayerische Staatsministerin Christine Haderthauer oder Erzbischof Dr. Gerhard Ludwig Müller, inzwischen Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre im Vatikan.
Hilfreiche Wegbegleiter: Aktion Mensch, Katholische Rundfunkredaktion und
die Regionalsender in Niederbayern und der Oberpfalz
Ohne gutes Netzwerk und die finanzielle Unterstützung hätte es selbst ein so überzeugendes Projekt wie „Radio sag' was!" nicht so weit gebracht. Aktion Mensch sicherte mit der Anschubförderung in den ersten zwei Jahren unter anderem die Schulung von mittlerweile fünf Radioteams (neben den Wohngemeinschaften St. Benedikt die Teams aus dem Heilpädagogischen Zentrum Rottal-Inn in Eggenfelden, den Wohngemeinschaften St. Hildegard Straubing und dem Pater-Rupert-Mayer-Zentrum) und eine professionelle technische Ausstattung. Die katholische Rundfunkredaktion im Bistum Regensburg stellt dem inklusiven Radioprojekt seit über einem Jahr in ihren Sendungen bei Radio Charivari Regensburg, Radio Ramasuri Weiden, Radio AWN Straubing und Radio Trausnitz Landshut Sendeplatz zur Verfügung.
Der Sozialpreis 2012 der Bayerischen Landesstiftung ist eine Auszeichnung für die beeindruckende Aufbauarbeit, die „Radio sag‘ was!" geleistet hat. Und noch etwas hat dieses Projekt bewiesen: Menschen ohne Behinderung können von Menschen mit Behinderung lernen – und umgekehrt. Es ist eine Bereicherung für alle, die daran beteiligt sind – ein Projekt, das hoffentlich als selbstverständlicher Programmteil in Rundfunkformate übergeht und über Niederbayern und die Oberpfalz hinaus Schule macht.
Text: Isolde Hilt
Radio sag was!
Menschen mit Behinderung
machen Radio.
2011 hat die Katholische Jugendfürsorge "Radio sag was!" gegründet.
Seit 2011 sind auch wir mit dabei,
die Bewohnerinnen und Bewohner
von den Wohngemeinschaften St. Hildegard.
Das haben wir gleich am Anfang gelernt:
- Was ist Radio?
- Wie macht man einen Beitrag fürs Radio?
- Wie funktioniert ein Mikrofon?
Im Herbst 2012 war unser erster eigener Beitrag im Radio zu hören.
Seitdem haben wir schon über viele Dinge berichtet.
Zum Beispiel haben wir
Bewohnern, Betreuern oder bekannten Menschen Fragen gestellt.
Wir haben auch über verschiedene Veranstaltungen
bei uns in der Nähe berichtet.
Zum Beispiel über den Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung.
Jeden letzten Sonntag im Monat wird gesendet.
Die Radiosender heißen
Radio AWN, Radio Charivari Regensburg, Radio Ramasuri Weiden
und Radio Trausnitz Landshut.